Die Grödner Holzschnitzerei ist seit Anfang des 17. Jahrhunderts beurkundet.
Bereits damals begannen einige
Grödner Bergbauern, vor allem im Talraum zwischen St. Ulrich und St.
Christina, mit dem Schnitzen von Holzfiguren. Die Talgeschichte
erinnert an die kunstbegabten Familien der Vinazer zu Pescòsta und
der Tröbinger zu Ciancél in St.Ulrich als die wahrscheinlichen
Gründer der Grödner Holzschnitzerei.
Diese beschäftigten sich, nachdem bereits frühe Vorfahren dieser
Familien ihr edles Handwerk in bekannten Kunstwerkstätten der
Nachbarregionen und an Akademien - in München, Wien, Venedig und
Florenz - gelernt hatten, für die Dauer von Generationen fast
ausschließlich mit der sakralen Bildhauerei. Die profane
Holzschnitzerei entwickelte sich erst etwas später.
Fast parallel mit der Entstehung und dem fortschreitenden
Aufschwung der Holzschnitzerei in Gröden zeigten sich die ersten
Holzschnitzereienhändler, zuerst als Krämer, bald darauf als
richtige Verleger der vielseitigen Erzeugnisse der Grödner
Holzschnitzkunst. In wenigen Jahrzehnten entstand quer über das
damalige Europa hinweg ein dichtes Netz von Handelsbeziehungen für
den Vertrieb der zahlreichen Schnitzwerke.
So widmeten sich viele Familien in Gröden, neben der
Bewirtschaftung des heimatlichen Hofes, dem Gewerbe der
Holzschnitzerei, der Malerei, der Vergolderei, dem Altarbau und der
Spielzeugherstellung
(Die Abbildung zeigt eine Gruppe Kunsthandwerker um 1900 in St.Ulrich).
Unser Familienunternehmen findet seinen Ursprung um 1900.
Damals unterhielt Malermeister (Fassmaler) Franz Comploj dl Pizuela (Abbildung: zweite Reihe Dritter von links), der Vater des späteren Firmengründers, eine Werkstätte für Fassmaler in St. Ulrich (siehe Firmenstempel). Zeitweise beschäftigte er mehr als zehn Fassmaler in seinem Betrieb. Der erstgeborene Sohn der Familie hieß der damaligen Tradition gemäß ebenfalls Franz und entwickelte dieselbe Leidenschaft für Holzschnitzereien wie sein Vater. Bereits in jungen Jahren gründete er daher seine eigene Firma und war so seit 1929 Chef des Holzschnitzereien-Verlegerunternehmens „Franco". Der Firmenname FRANCO setzt sich aus den ersten Buchstaben seines Vornamens FRANz und seines Nachnamens COmploj zusammen*. Aufgrund seiner Begeisterung für die Holzschnitzereien war er sofort erfolgreich und konnte bereits nach wenigen Jahren einen Baugrund in seinem Heimatort St. Ulrich erwerben und dort den Firmensitz samt Zweifamilienhaus errichten. Die Villa Franco ist bis heute Firmensitz und Zuhause von „Franco". Franz jüngere Brüder Adolf und Otto waren zunächst in seinem Unternehmen tätig, gründeten aber schließlich, ermutigt durch den älteren Bruder, ihre eigenen Holzschnitzerei-Firmen.
Mitte der 50er Jahre übernahm mit nur 18 Jahren Franz Sohn Franco die Geschicke der Firma „Franco". Er selbst war kurz vor Kriegsbeginn der Familientradition gemäß als Franz geboren worden, wurde vom Faschismus aber in Francesco umbenannt. Die aufgezwungene Namensform fand aber nie Einzug, stattdessen wurde er von allen Franco gerufen. Die Verschmelzung von seinem Rufnamen mit dem Firmennamen scheint wie ein Omen, denn selbst heute mit über 80 Jahren ist Seniorchef Franco täglich präsent und und unterstützt aktiv die nun für den Betrieb hauptverantwortliche vierte Generation. Seit über 60 Jahren Teil seines Lebens, wird ihm die Firma wohl immer besonders am Herzen liegen.
Die aktive Leitung des weltweit agierenden Unternehmens liegt mittlerweile in den Händen von Francos Sohn Franz Robert, der neben den Herausforderungen Digitalisierung, neue Produkte und neue Märkte bereits die fünfte Generation für den Familienbetrieb begeistert. Holzschnitzereien sind bei „Franco" eben Familiensache, und das Unternehmen wird von jeder Generation mit Leidenschaft und Hingabe geführt. So bietet es ein reichhaltiges Sortiment an qualitativ hochwertigen Holzschnitzereien, die ihren Ursprung vor allem in der lokalen und in der christlichen Kunst haben. Man findet aber auch moderne und säkulare Schätze der Grödner Holzschnitzerei im umfangreichen Katalog von „Franco", im Onlineshop und auch direkt in St. Ulrich.
* Wie bei FRANCO (FRANz COmploj), werden im Grödental des öfteren Akronyme, also Zusammensetzungen des Vornamens und Nachnamens gebraucht, so war es auch bei sehr traditionsreichen lokalen Unternehmen:
ANRI gegründet 1912 von: ANton RIffeser – war eines der größten Holzschnitzereien-unternehmen. Da viele amerikanische Soldaten nach dem Zweitem Weltkrieg eine „Anri" Schnitzerei als Mitbringsel nach Hause brachten, hat sich die Marke in den Vereinigten Staaten schnell verbreitet, über 80% der Produktion waren für den amerikanischen Markt bestimmt.
SEVI Holzspielzeug gegründet 1831 von Josef Anton Senoner und benannt nach dessen Sohn Vinzenz (SEnoner VInzenz). Die Sevi, einer der größten Arbeitgeber des Grödner Tales, beschäftigte bis zu 140 Mitarbeiter:innen plus etwa 200 Heimarbeiter:innen
OTCO gegründet von OTto COmploj (Otto und Franz -der Gründer von Franco- waren Brüder)
-
Die Generationen seit 1880
- Erste Generation - Franz Comploj dl Pizuela (*1880 †1963) Ehefrau Amalia Runggaldier da Passua
Malermeister (Fassmaler) mit eigener Werkstätte, beschäftigte zeitweise über 10 Kunsthandwerker - Zweite Generation - Franz „Franco" Comploj (*1906 †1958) Ehefrau Ilda Albertina Casari
Gründete 1929 das Holzschnitzereien – Verlegerunternehmen „Franco" Comploj -
Dritte Generation - Francesco "Franco" Comploj *1938 Ehefrau Elisabeth Pobitzer
Über 60 Jahre im Familienbetrieb tätig - Vierte Generation - Franz Robert Comploj *1973 Ehefrau Dora Demetz
Zur Zeit führt die dritte und vierte Generation das Familienunternehmen gemeinsam.
-
In der Abbildung finden wir drei unserer Vorfahren, die bereits im Jahre 1900 im Kunsthandwerk tätig waren:
- Franz Comploj dl Pizuela (*1880 †1963) Ur-großvater von Franz Robert - Nr. 23
- Ferdinand Stuflesser de Petlin (*1855 †1926) Ur-ur-großvater von Franz Roberts Ehefrau Dora - Nr.7
- Jan Meine Demetz de Sule (*1847 †1916) Ur-ur-großvater von Franz Roberts Ehefrau Dora - Nr. 10
Abbildung um 1900, Nähe Panabrücke in St. Ulrich: Es ist eine der ersten Abbildungen
einer Gruppe von Grödner
Kunsthandwerkern mit Ihren Werken.
Personen auf der Abbildung des Photographen und Malers Michl Lackner aus Kirchberg in Tirol:
Erste Reihe von links:
1. Luis Kostner da Stlujuc
2. Johann Delago dala Sëlva
3. Josef (Sepl) Bernardi de Iànec
4. Franzisca Kostner da Pertàn
5. Alois Kostner Móler da Pertàn
6. Johann Stuflesser
7. Ferdinand Stuflesser de Petlin
8. Prof. Adolf Kaim
9. Marina Kostner
10.Jan Meine Demetz
Zweite Reihe von links:
21. Johann Moroder de Trinadianesch
22. Paul Leitner aus Villnöß
23. Franz Comploj dl Pizuela
24. Petri (italienischer Grundierer)
25. Angiul da Bruel
Dritte Reihe von links:
31. Unbekannt
32. Johan Kostner da Pertàn
33. Josef Pescosta aus Colfuschg
34. Jockl Crepaz
35. Rinaldi aus Venedig
Vierte Reihe von links:
41. Engel Kostner da Pertàn
42. Josef Demetz da Pallua
43. Unbekannt
44. Dominik Moroder de Oberdoss (Bruder von Josef Moroder „Lusenberger")
Irrtum vorbehalten - Bild aus dem Album der Familie Franco Comploj
Der Pizuela Hof
Abbildung und Text: Nosta Sëlva Vedli inuems de luesc y mejes - Herausgeber: Cunsëi de furmazion de Sëlva - Rudolf Mussner
- 1715: Pizuala de Chiamplo, Mathio de Chiamplo
- 1762: Margreta Vinàzerin Wittib zu Pizzuellà 56 und 5 K ... ½ heisl u. ackherle, Caspar Comploy Schuester zu Pizuella 27 ... Margreta Rubatscherin 35 besizzet ½, heisl und ackherle.
- 1768: Caspar Comploy h. i. die Behaus. Pitzuellä u. ain Ledergärb unter Neuhaus.
- 1779: Caspar Comploier hat innen die Behausung Pizuellä mit Ledergärb u. Holzhütten
- 1780: Pitzuella
- 1754 - 1896: Pizzuola, Gian Antonio Comploi
- 1784 - 1919: Pizzuella, Joh. Anton Comploi
- 1858: Komploi Johann Anton, Pizuela, Bauer: Wirtschaftsgebäude, 18 Qk., samt Gemüsegarten und Wohn u. Wirtschaftsgebäude, 78 Qk.
- 1899, 1951 : Pizuéla
- 1986: patrons de Pizuëla: Comploi Paula y Senoner Carla
- 2008: mesc stlut Pizuela: Comploj Johann Anton, Pizuela